Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat gilt laut Weltgesundheitsorganisation WHO als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“. Insektenbekämpfungsmitteln auf Neonicotinoid-Basis stehen im Verdacht, für das „Bienensterben“ mitverantwortlich zu sein.
Bundesweit unterstützen deshalb bereits viele Städte und Landkreise die Initiative „Pestizidfreie Kommune“. Daher unterstützt die SPD-Fraktion ausdrücklich den Antrag von Bündnis90/die Grünen, sofort ein Verbot der Nutzung von Insektiziden auf allen Grundstücken in der Stadt Grevenbroich auszusprechen.
Anders als man vielleicht denkt, kommen Pestizide – also chemische Mittel, die ungewollte Pflanzen oder Insekten abtöten – nicht nur in der Landwirtschaft zum Einsatz. Fast 100 Tonnen allein des Mittels Glyphosat wurden 2014 in Hobbygärten ausgebracht. Das Problem: Viele der eingesetzten Mittel stehen im Verdacht, beim Menschen Krebs zu erregen, die Fortpflanzung zu schädigen oder den Körper hormonell zu beeinträchtigen. Werden Pestizide auf Flächen wie Sport- und Spielplätzen oder in Kleingärten gespritzt, können die Wirkstoffe in direkten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern kommen. Insbesondere für Kinder und Schwangere ist das eine Gefahr. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen sind den Stoffen schutzlos ausgeliefert.
Auch für die Artenvielfalt in besiedelten Gebieten hat der Einsatz von Pestiziden fatale Auswirkungen. Pestizide beseitigen nicht nur unerwünschte Wildkräuter und Insekten, sondern dezimieren auch Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge, Fledermäuse und Vögel. Denn diese sind auf die Wildkräuter und Insekten als Lebensraum und Nahrungsquelle angewiesen. Zudem schädigen bestimmte Pestizide Bienen auch direkt. Von den über 560 Wildbienen-Arten in Deutschland steht bereits über die Hälfte auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Sieben Prozent der Wildbienen-Arten sind bereits für immer verschwunden.
Glyphosat ist dabei das in Deutschland und der Welt am häufigsten eingesetzte Pflanzengift. Es wird auf 40 Prozent der deutschen Ackerflächen eingesetzt. Dazu werden mehr als 5.000 Tonnen jährlich ausgebracht, um das „Unkraut“ auf den Äckern abzutöten, bzw. die Ernte von Getreide oder Raps zu erleichtern. Glyphosat schädigt das Bodenleben, fördert krankheitserregende Pilze, beeinträchtigt die Aufnahme von Mikronährstoffen, sowie die Krankheitsabwehr der Pflanzen und mindert den Ertrag.
Unabhängig von der Frage nach gesundheitlichen Risiken ist eine wesentliche Reduktion des Glyphosateinsatzes auch in der Landwirtschaft aus ökologischen Gründen geboten, um den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt in unseren Kulturlandschaften zu stoppen.
Pestizide lassen sich vollständig und oftmals kostenneutral ersetzen, wie eine Studie des Julius-Kühn-Instituts – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), ein Geschäftsbereich des deutschen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), belegt.
Es ist zu berücksichtigen, dass auf den Wirkungskreis von Privateigentümern derzeit nur hingewirkt werden kann, da es bedauerlicherweise aufgrund der Zustimmung von Landwirtschaftsminister Schmidt (CSU) momentan keine gesetzliche Grundlage für ein Verbot von Glyphosat gibt.